Tabuthema Gehalt
Um Neid und Missgunst zu vermeiden, schweigen wir gewöhnlich über unser Gehalt. Dabei zeigen Studien, dass die meisten Menschen denken, sie würden weniger verdienen als andere. Darum fällt es so schwer, über Gehälter zu sprechen. Wir haben unseren Stolz. Weil wir überzeugt sind, dass wir weniger verdienen, wollen wir nicht als Verlierer dastehen und sprechen nicht über das, was wir verdienen.
Das Gehalt als unbekannte Größe
Auffällig ist auch, dass nicht jeder von uns ein so klares Bild von seinem Einkommen hat. Viele Menschen wissen nicht, wie viel sie brutto verdienen, sondern wissen nur, was monatlich netto vom Arbeitgeber überwiesen wird. Es gibt durchaus Angestellte, die nie einen Blick auf ihren Gehaltsscheck werfen. Außerdem sagt das Gehalt nicht alles aus. Zusätzlich zu Ihrem Gehalt erhalten Sie vielleicht noch einen Bonus, einen Firmenwagen und viele andere Vorteile. Das macht es noch schwieriger, Vergleiche zu ziehen.
Sind Sie ehrlich, was Ihr Einkommen angeht?
Was verdienen Sie? Diese Frage ist nur drei Worte lang und doch scheint sie so wichtig zu sein. Offen über sein Einkommen zu sprechen, ist in Deutschland immer noch ein heikles Thema. Können Sie einfach sagen, wie viel Sie im Monat netto verdienen? In Schweden wissen die Mitarbeiter oft genau, wie viel jeder erhält. Und in Amerika ist es ganz normal, dass man stolz darauf ist, viel Geld zu verdienen, und das auch anderen mitzuteilen. In Deutschland ist dies jedoch nicht der Fall. Hier spricht man nicht über sein Einkommen. Das ist schade, denn darüber zu reden hat seine Vorteile.
Gründe, das Tabu zu brechen
Wie wäre es damit: Indem Sie Ihre Kollegen oder Freunde in der gleichen Branche fragen, wie viel sie ihren Mitarbeitern zahlen, können Sie herausfinden, ob Ihre Mitarbeiter ausreichend entlohnt werden. Das sorgt für frischen Wind im Büro und vermeidet unangenehme Gespräche bei Verhandlungen. Apropos Verhandeln: Manche Menschen haben die Qual der Wahl, wenn es um Gehaltsverhandlungen geht, aber viele tun sich damit besonders schwer. Wenn Sie wissen, dass Sie Ihren Mitarbeitern genug zahlen, haben Sie einen entscheidenden Vorteil im Wettbewerb um Talente.
Offenheit führt zu Gleichheit. Schon lange ist gesetzlich geregelt, dass Männer und Frauen bei gleicher Qualifikation Anspruch auf gleiches Entgelt haben. Wir machen Fortschritte. Aber die gläserne Decke ist noch nicht durchbrochen. Im Jahr 2019 verdienten Frauen immer noch durchschnittlich 14 % weniger als Männer. Sie wollen die Lohnlücke schließen? Am wichtigsten ist, dass Sie Ihren Mitarbeitern zeigen, dass Sie sie gleichberechtigt behandeln.
Wie erkennt man ungleiche Entlohnung?
Um herauszufinden, ob ein Arbeitgeber ungleiches Entgelt zahlt, vergleichen Sie die Gehälter von Arbeitnehmern in denselben Organisationen für dieselbe Tätigkeit. Woran erkennt man Lohnungleichheit? Lohnungleichheit weist häufig die folgenden Merkmale auf:
- Wenn es ein Lohngefälle zwischen einem Mann und einer Frau gibt, ist es viel häufiger zum Nachteil der Frau.
- Ungleiches Entgelt bedeutet nicht immer, dass jemand zu wenig erhält. Ungleichheit liegt auch dann vor, wenn das Gehalt eines Mannes im Verhältnis zu seiner Berufserfahrung zu hoch ist und das Gehalt einer Frau genau richtig eingestuft ist.
Zu den Gründen für das Lohngefälle, die nichts mit dem Wert der Arbeit zu tun haben, gehören: die Bindung an das zuletzt erzielte Gehalt oder die Aushandlung des Gehalts, ohne es mit der einschlägigen Berufserfahrung zu verknüpfen. Es handelt sich also um Aspekte, die oberflächlich betrachtet nicht direkt mit dem Geschlecht zu tun haben, in der Praxis aber oft zum Nachteil der Frauen wirken.
Wann ist eine unterschiedliche Entlohnung zulässig?
In einigen Fällen können Sie Mitarbeiter unterschiedlich entlohnen. Zum Beispiel, wenn der Mitarbeiter über mehr einschlägige Berufserfahrung verfügt. Auch die Leistung kann einen Einfluss auf die Höhe des Entgelts haben. So kann ein Arbeitgeber beispielsweise beschließen, einem Arbeitnehmer für herausragende Leistungen eine zusätzliche regelmäßige Vergütung zu zahlen.
System zur Leistungsbewertung
Ein gutes Arbeitsbewertungssystem hilft Ihnen als Arbeitgeber, den Wert der Arbeit in den verschiedenen Positionen Ihres Unternehmens zu ermitteln. Sind Sie für die Lohnpolitik in Ihrem Unternehmen oder Ihrer Organisation verantwortlich? Dann beachten Sie diese Tipps:
- Setzen Sie bei Lohnverhandlungen den Lohn eines Mitarbeiters nicht zu hoch an. Ist der Arbeitsmarkt angespannt? Viele Arbeitgeber setzen das Gehalt eines neuen Mitarbeiters zu hoch an, um ihn "anzulocken". Dadurch entsteht ein Lohngefälle, das nichts mit dem Wert der Arbeit zu tun hat. Außerdem laufen Sie Gefahr, dass andere Arbeitnehmer höhere Löhne fordern.
- Es kommt vor, dass Beschäftigte über den Tarif ihrer Berufsgruppe eingestuft werden. Zum Beispiel, weil sie begonnen haben, schwierigere Aufgaben zu übernehmen. Dies ist jedoch keine sinnvolle Konstruktion. Es ist besser, die Funktion neu zu bewerten. Führt diese zu einer höheren Entgeltgruppe? Nur dann ist ein höheres Gehalt gerechtfertigt.
- Nutzen Sie Einmalzahlungen, um Leistungen zu honorieren. Wir setzen für unsere Mitarbeiter zudem auf Extras. Beispiele hierfür sind etwa das Ermöglichen von flexiblen Arbeitszeiten und der Arbeit vom Home Office aus sowie Sportangebote in der Firma.
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