Überstunden: Was das Arbeitsrecht erlaubt
Bis spät in der Nacht vorm PC sitzen? Überstunden sind ein fester Bestandteil vieler Jobs. Unter welchen Bedingungen sind sie arbeitsrechtlich zulässig?
Laut einer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle fallen hierzulande jährlich 1,4 Milliarden unbezahlte Überstunden an - das bedeutet, dass jeder Arbeitnehmer im Schnitt drei Stunden im Monat arbeitet, ohne dafür bezahlt oder freigestellt zu werden.
Wie viele Überstunden sind erlaubt?
Die Höchstarbeitszeit für Arbeitnehmer ist im Arbeitszeitgesetz festgelegt. Nach dem Gesetz dürfen Arbeitnehmer von Montag bis Samstag acht Stunden arbeiten, also maximal 48 Stunden pro Woche. Bei einer normalen 40-Stunden-Woche sind also bis zu acht Überstunden durchaus zulässig.
Das Arbeitszeitgesetz erlaubt auch bis zu 10 Stunden pro Tag. Allerdings müssen solche Überstunden innerhalb von sechs Monaten mit Freizeit ausgeglichen werden, andere Ausgleichszeiträume kann nur ein Tarifvertrag festlegen. Diese Ausnahme gilt nicht für Mitarbeiter unter 18 Jahren, etwa Praktikanten.
Wann sind Überstunden gesetzlich verboten?
Grundsätzlich dürfen Arbeitnehmer nur dann zu Überstunden gezwungen werden, wenn sie nach den einschlägigen Bestimmungen ihres Arbeitsvertrags, einer Betriebsvereinbarung oder eines Tarifvertrags dazu verpflichtet sind.
Liegt eine solche Vereinbarung nicht vor, kann der Arbeitnehmer die Leistung von Überstunden verweigern. Nur in Notfällen und bei Katastrophen, wie Bränden oder Überschwemmungen, kann das Arbeitsrecht die Arbeitnehmer zur Leistung von Überstunden verpflichten. Allerdings können Überstunden auch in weniger schweren Notfällen gerechtfertigt sein, etwa bei einem Serverausfall oder einer Krankheitswelle.
Überstunden können nicht immer verweigert werden
Wenn Überstunden vertraglich geregelt sind, kann der Arbeitnehmer sie nicht einfach verweigern. Aber auch in diesem Fall gelten bestimmte Voraussetzungen: Gibt es im Unternehmen einen Betriebsrat, muss dieser immer seine Zustimmung zu Überstunden geben. In Branchen, in denen üblicherweise nur an Wochentagen gearbeitet wird, erlaubt das Gesetz die Arbeit an Sonn- und Feiertagen nur in Ausnahmefällen.
Wie müssen Überstunden bezahlt werden?
Die Bezahlung von Überstunden ist nicht im Detail gesetzlich geregelt. Bei vielen Arbeitgebern ist der Ausgleich von Überstunden heute durch die Verrechnung von Freizeit mit Gleitzeit- und Arbeitszeitkonten geregelt. Das Fehlen einer solchen Vereinbarung bedeutet aber nicht automatisch, dass Arbeitnehmer keinen Anspruch auf Überstundenvergütung haben.
zurück